Mittwoch, 5. Mai 2010

Der Schritt vom Wege


Wenn ich Fontanes Effi Briest als eins meiner Lieblingsbücher angebe, ernte ich meist unverständliche Blicke. Und ich kann es verstehen. Als ich das Buch für den Schulunterricht das erste Mal las, fand ich es schrecklich ermüdend und gähnend langweilig und immer, wenn es spannend werden könnte, überließ Fontane es der Fantasie seiner Leser sich besagte Szenen - seien es nun die heimlichen Liebestreffen oder das Duell auf Leben und Tod - selbst auszumalen, wo er nur wage Andeutungen machte. Ein mitreißendes Buch ist das wirklich nicht.

Dennoch blieb mir nichts anderes übrig als mich damit zu befassen. Und je mehr ich mich in die Materie einarbeitete, desto interessanter wurde diese Geschichte. Als ich sie das zweite Mal las, war sie schon sehr viel besser, nach dem 3. Mal war ich ihr verfallen. 

"Nicht so wild Effi, nicht so leidenschaftlich."
Fontane, Theodor: Effi Briest. S. 7

Wenn man sich auf den Text einlässt und bereit ist zwischen den Zeilen zu lesen, kann man so vieles entdecken, dass man sich fragt wie man das je hatte langweilig finden können. Plötzlich bekommen Nebensätze eine neue Bedeutung, auf einmal versteht man was der Autor ausdrücken will ohne es auszuschreiben. Dann erkennt man jeden Hinweis, bemerkt, dass Effi immer schaukelt, sich aus der fahrenden Kutsche herauslehnt, immer die Bodenhaftung verliert. Tochter der Lüfte wird sie einmal genannt. Ein albernes Gespräch zwischen Schulfreundinnen bekommt tiefere Bedeutung. Der erste Satz, die Beschreibung des Elternhauses, offenbart in sich bereits den Verlauf des Romans.

"Es war was anderes...mein Gewissen...
Effi, du bist verloren."
Fontane, Theodor: Effi Briest. S. 190


Ich habe das Buch mittlerweile 5 Mal gelesen und doch noch nicht jedes Detail entdeckt.
Ja, ich mag Effi Briest. Obwohl es auch mich zunächst sehr langweilte.

Sonntag, 2. Mai 2010

Die Welt versinkt im Farbenmeer

Eingekeilt zwischen langhaarigen Männern, Schweißgeruch und schwarzen Shirts. Ich in lila. Irgendwo mittendrin. Dann geht es los. Das Konzert wird für eine Live-DVD aufgenommen, die Band gibt alles. Wir auch, vielleicht sogar noch mehr. Erst ein wenig schüchtern, aber dann hat der Rhythmus mich. Ich kann mich treiben lassen, springe, schreie, singe und wundere mich wie gut ich die Texte beherrsche

In meinem Kopf sind Spiegelscherben,
taumelnd stürzte ich ins Verderben.
Zwischen Tod und ewig leben   
muss es etwas drittes geben. 

Und dann ist da noch dieser Mensch, wir sind uns nicht einig ob Mann ob Frau. Auf jeden Fall faszinierend. In dem Hemd mit der Krawatte sehr androgyn. Schön. Irgendwie erhaben. Elegant. Der Jüngling entpuppt sich als Frau. Es macht nichts, meine Blicke gleiten dennoch immer wieder zu ihr. Dann ist es vorbei und ich bin verschwitzt. Heiser. Meine Füße Schmerzen. Ich kann nicht mehr. Aber ich bin glücklich. Danke Subway to Sally. Ich habe alles von euch genommen und alles von mir gegeben.

Eisblumen blühen in der Nacht.