Sonntag, 11. April 2010

Von der Liebe zur Weisheit

Eigentlich sollte an dieser Stelle nun ein Artikel über eine antike Philosophin folgen, die in der Gestalt Rachel Weisz´ gerade über unsere Kinoleinwände wandelt. Nun möchte ich es doch anders beginnen, denn ein Gespräch mit meiner Mutter zeigte mir, wie wenig viele sich unter dem Begriff Philosophie vorstellen können. Kein Wunder, wo doch die Denker keine Volksstars mehr sind und der Begriff kaum zu erfassen ist. Denn Philosophie bedeutet alles. Wörtlich übersetzt die Liebe zur Weisheit und zum Wissen, praktisch angewandt sehr vielseitig.

Denn Wissen und Weisheit ist vieles. Mathematik, Psychologie, Ethik, Astronomie. Im Grunde jede Wissenschaft. Heute ist man geneigt den Philosophen als weltfremden Verkopften abzutun, doch noch vor wenigen Jahrhunderten hatte die Philosophie einen höheren Stellenwert als die Mathematik, seit diese Wissenschaften getrennt an den Universitäten gelehrt wurden.

Aber wie wird man nun Philosoph? Ich bin mir sicher, dass ihr alle es schon seid. Wie, ihr seid keine alten Männer mit Denkfalten? Weiß ich doch und trotzdem. Oder habt ihr euch noch nie gefragt woher ihr gekommen seid, was euer Wesen ausmacht, ob es einen Gott wirklich gibt, Schicksal oder Zufall? Wohin gehen wir nach dem Tod, woher kommt die Moral, wissen wir was gut und was böse ist, warum stehen wir uns manchmal selbst im Weg, wieso sind wir so wie wir sind? Was ist die Seele? Warum fallen die Blätter im Herbst von den Bäumen und wieso ist der Himmel blau? Wie werde ich glücklich? Was ist Glück eigentlich? Ist der Mensch frei oder von Zwängen geschützt? Erträgt der Mensch die vollkommene Freiheit überhaupt? Und was zum Teufel hat es mit der Liebe auf sich? Ein echtes Gefühl oder Hormone? Gibt es den einen Richtigen oder gibt es viele fast Richtige?

Ihr kennt die Antwort auf viele dieser Fragen? Davon sind doch nicht alle philosophisch? Ihr habt in der Schule gelernt wieso die Blätter von den Bäumen fallen und ihr seid so wie ihr seid aufgrund eurer Gene und  dem sozialen Umfeld. Mag sein. Aber vor der Erkenntnis steht die Frage. Darum heißt es auch Kinder seien die besten Philosophen. Nicht umsonst stellen sie so oft voll Naivität Frage um Frage um Frage bis ihre Eltern irgendwann keine Antwort mehr wissen. Und an diesem Punkt wird es philosophisch. Nun übernimmt keine andere Wissenschaft das Beantworten unserer Fragen, nun müssen wir durch eigenes Denken herausfinden was (um es mit Goethes Worten zu sagen) die Welt im Innersten zusammenhält.

Schon vor 2000 Jahren forderte Horaz:
Sapere aude, incipe.
Wage zu denken. Habe den Mut deinen Verstand zu nutzen. Jetzt!

1800 Jahre später nahm Kant sich diese Aufforderung übrigens sehr zu Herzen, aber dazu kommen wir ein anderes Mal.

4 Kommentare:

  1. Liebe Muse,

    herzlich willkommen, du hast dich auf meiner Seite eingeloggt. Ich war neugierig und nun bin ich hier...

    Lächel, mir gefällt schon der Profilgedanke - es erinnert mich ganz stark an *Rosenstolz*...

    und nun werde ich erst einmal bei dir lesen..

    einen schönen Sonntag dir

    LG, Rachel

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  2. "Habe Mut dich deines eigenen Verstandes zu bedienen" jaja Immanuel Kant. Irgendwie finde ich diese Person ziemlich interessant, und würde gern mal was von ihm lesen. Aber ich glaube, dass wird dann ziemlich schwere Lektüre.

    Ich finde deine Themen, über die du schreibst, übrigends sehr gut. Mal was anderes, nicht nur Herzschmerz und Gefühle. Obwohl das ja auch nicht schlecht ist;)
    Mach weiter so=)

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  3. Zum Thema Philosophie gibt es ein tolles Buch..."Sophies Welt" von Jostein Gaarder.

    Steht auf der Liste der am häufigsten gelesenen Bücher und das definitiv zu recht. Es ist sehr einfach zu lesen, da es für "ältere Kinder" geschrieben wurde, aber man kann es auch sehr gut als Erwachsener lesen.

    Ich finde das Thema Philosophie sehr interessant und dein Artikel hat mich daran erinnert, dass ich mich schon sehr lange nicht mehr mit dem Thema in Form von Büchern beschäftigt habe.

    Danke für den tollen Artikel. :)

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  4. Wir haben im Ethikunterricht auch darüber gesprochen, ab welchem Punkt wir zu Philosophen werden und was uns als eben diese ausmacht, was wir wissen und was wir überhaupt jemals wissen können. Ich denke, jeder Mensch trägt eine persönliche Weisheit in sich, vielleicht nicht als Philosoph zu klar abgegrenzen Themengebieten, sondern vielleicht auch nur zum Alltag. Kleine Sachen, über die man Bescheid weiß und alle Fragen geklärt hat. Ich denke, das macht jeden Menschen zu einem Alltags-Philosophen.

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